Das Leben auf Samsø, Der Geschmack von Samsø, Die Geschichte der lokalen Rohstoffe

Ich liebe es, mit dem Pflückkorb auf meinem Bauch umherzulaufen

Mehr als 30 Jahren lang arbeitete Michael Lindebjerg beim Fernsehen. Als Produzent, als visueller Manager und als Fotograf. Jetzt hat er Objektive und Mikrofone durch Vogelgesang und eine Gartenschere ersetzt, und sein Lächeln war nie breiter.

Nur ein Senken der Schultern entfernt
„Es war kalt, es war schmutzig und die Sicht war fast null.“ Michael denkt an den Tag im Januar vor fünf Jahren zurück, als er und seine Frau Pernille die Fähre nach Samsø nahmen. Ihre Mission war es, ein Ferienhaus zu finden. „Wir hatten ein Alter erreicht, in dem wir gerne ein Ferienhaus kaufen wollten. Wir waren akribisch und hatten mehrere Reisen nach Mols und Westjütland, bis mir Samsø einfiel, dass ich so oft im Zusammenhang mit Aufgaben für TV2Østjylland besucht hatte.“

Während sie auf der Fähre waren, erkannten Pernille und Michael, dass es nicht weit von ihrem Haus in Højbjerg bis nach Samsø war, besonders weil die Fährüberfahrt an sich äußerst entspannend war. „Die Tatsache, dass die Schultern beim Einsteigen in die Fähre herunterfallen, ist nicht etwas, das erfunden wurde, weil es sich wunderschön anhört. Das ist tatsächlich der Fall.“, sagt Michael.

Ein Wald mit einer Schleife drumherum
Kurz nachdem Pernille und Michael die Fähre verlassen hatten, standen sie vor dem Haus und fühlten, dass dies ihr Ort war. Das Landhaus hatte 5 ½ Hektar Land, und das brachte ihre Gedanken in Schwung. „Als Filmfotograf habe ich alles um mich herum gesehen und gefilmt, aber ich war nie derjenige, der etwas unternahm. Das habe ich vermisst. Ich musste etwas mit meinen Händen machen. Etwas Physisches. Etwas, das ich fühlen und sehen konnte“, erinnert sich Michael.

Im selben Jahr, als Pernille und Michael das Haus auf Samsø kauften, konnte Michael fünfzig Kerzen auf den Geburtstagskuchen stecken. „Einige 50-jährige Männer haben Rennräder oder Golfclubs auf ihrer Geschenkeliste. Ich wollte lieber einen Wald haben“, erklärt Michael. Seine Gäste kamen mit einem Apfelbaum nach dem anderen und Michael begann zu pflanzen.

In der Apfelversität
Bald wurde es offensichtlich, dass der kleine Geburtstagswald gar nicht so klein war. „Ich war beeindruckt von der Tatsache, dass all diese Bäume wie eine Apfelplantage aus¬sahen. Und wenn es schon aussieht wie eine Plantage, dachte ich, könnte ich auch eine richtige machen“, sagt Michael lächelnd.

Heute gibt es 3.100 Bio-Apfelbäume, verteilt auf vier verschiedene Sorten; Discovery, Holsteiner Cox, Aroma und Ingrid Marie. Letztes Jahr fuhr Michael seine allererste Ernte ein, aber es war ein langer und holpriger Weg. „Bevor ich anfing wusste ich absolut gar nichts über Äpfel, Plantagenmanagement, Beschneiden usw., also nahm ich ein paar Stunden bei der Apfelversität, wie ich es nenne. Ja, ich nehme immer noch Unterricht und werde ihn wahrscheinlich nie beenden“, erklärt Michael.

Natürlich ist die Apfelversität keine wirkliche Bildungseinrichtung, sondern eine zufällige Mischung aus Fachliteratur, einer Erfahrungsgruppe für Bio-Apfelbauern, Hilfe von guten Freunden und Nachbarn und viel verbrachte Zeit unter den Bäumen. Und was noch viel seltsamerer ist, ich habe auf YouTube gelernt, wie ich meinen alten Massey Ferguson Traktor starten kann und wie man mit einem hartnäckigen Stahldraht umgeht“, erklärt Michael.

Auf dem Gelände der Natur
Damals, vor fünf Jahren, als Pernille und Michael nach einem Sommerhaus suchten, lag es teilweise daran, dass sie mehr in der Natur leben wollten, die sie in Højbjerg bei Århus nicht haben, wo das Paar lebt. „Auf Samsø sind wir mitten in der Natur. Wir können sie die ganze Zeit spüren, riechen und hören, und das ist extrem faszinierend. Wir betreiben auch unsere Apfelplantage auf dem Terrain der Natur. Ein heftiger Sturm oder große Regenmengen können die Bedingungen von einem Moment auf den anderen völlig verändern. Es ist wichtig, das wir so gut wie möglich Hand in Hand mit der Natur gehen, um das beste Ergebnis zu erzielen“, erklärt Michael und deutet auf einen der vielen Nistkästen, die er für Meisen, Kohlmeisen, Stare und Eulen aufgestellt hat. So kann er die Schädlinge auf natürliche Weise loswerden, da er keine Pestizide verwenden will.

„Ein Teil des Plantagenprojekts besteht darin zu lernen, wie man es macht. Das ist der Prozess selbst“, erklärt Michael, und mit sichtlichem Stolz beißt er in einen roten, saftigen Aroma-Apfel. Denn am Ende des Tages sind es die Äpfel, auf die es ankommt. „In den ersten Jahren gibt es keine Äpfel an den Bäumen, also war es fantastisch, als ich letztes Jahr den Pflückkorb an meinem Bauch befestigen konnte.“

Die meisten seiner Äpfel werden auf der Insel verkauft, aber es gibt auch ein paar Händler in Jütland. Michael presst einige Äpfel in seiner kleinen Mostmühle, wo jede einzelne Apfelsaftflasche gestempelt und von Hand etikettiert wird.

Freundlichkeit auf dem Plaudernbalken
Im Innenhof hat Michael einen soliden, 300 Kilo schweren Lärchenholzbalken platziert, den er den „Plaudernbalken“ nennt. „Ich habe erkannt, dass die Leute auf Samsø gerne miteinander reden. Die Menschen interessieren sich für das Leben ihrer Mitmenschen und für das, woran diese gerade arbeiten. Viele Male während unserer ersten Zeit hier, als Leute unangekündigt zum Plaudern kamen, standen wir in der Mitte des Hofes oder lehnten uns ans Auto. Eines Tages ging ich dann zu unserem örtlichen Sägewerk und ließ diesen Plaudernbalken machen, und das war eine sehr gute Investition“, versichert Michael.

An diesem Plaudernbalken traf Michael viele helfende Hände und spürte die intensive Intimität der Insel. „Die Leute von Samsø sind auf die gute Art neugierig. Es gibt viele Initiativen auf der ganzen Insel und einen großen gemeinsamen Wunsch, neue Werte zum Nutzen der lokalen Gemeinschaft hinzuzufügen. Wenn Leute wie ich mit einer verrückten Idee über die Anpflanzung einer Bio-Apfelplantage auftauchen, stoßen wir nicht auf Stirnrunzeln oder Vorurteile, sondern auf helfende Hände, gute Ratschläge und neue Perspektiven.“

MICHAEL LINDEBJERG
• Michael Lindebjerg hat den Titel als TV-Fotograf des Jahres sieben Mal für verschiedene Programme gewonnen, darunter „Mors lille dreng“.
• Michael wurde auch für den Cavlingpreis nominiert.
• Michaels Frau, Pernille, ist eine Lehrerin an der Holme Schule.
• Die Plantage befindet sich in Toftebjerg – nahe Stauns Fjord und Sælvigbugten.
• Äpfel und Apfelsaft werden unter dem Namen „Samsø Æbler“ und „Michaels Most“ verkauft.
• Man kann Michaels Arbeit auf der Plantage auf www.facebook.com/samsoeaebler verfolgen.

Zuletzt geändert: 12/08/2020 13:15