Der Geschmack von Samsø, Die Geschichte der lokalen Rohstoffe, Samsø für Erwachsene

Eine samsøer Essensrevolution

Glaubt man erst selbst an seine eigenen Stärken, fällt es auch leichter andere davon zu überzeugen. Es scheint, als ob der Glauben der Samsøer an ihre eigenen Rohwaren und kulinarischen Talente im Lauf der letzten 10-15 Jahre explodiert sei, und heute der frische Spargel, das zarte Lammfleisch und die funkelnd roten Erdbeeren mit einem selbstbewussten Stolz serviert werden, der auch langsam die Gäste der Insel ernsthaft über das Potenzial von Samsø nachdenken lässt.

 

Eine meiner größten gastronomischen Erinnerungen stammt aus Samsø. Ich war damals noch ziemlich jung, aber das Abendessen in „Ved Kæret“ steht mir noch sehr lebhaft vor Augen: die klaren Geschmäcker, das knackige, lokale Gemüse und Søren Ørums herzerwärmende Art, alles aufzutischen. Ich kann aufrichtig behaupten, dass dies eines der Schlüsselerlebnisse war, die dafür sorgten, dass heute Essen das alles beherrschende Interesse in meinem Leben geworden ist.

Damals war Søren Ørum mehr oder weniger der Einzige – das ist er heute nicht mehr. Heutzutage ist es zum Luxusproblem geworden, ein gutes Restaurant auf Samsø zu finden. Denn in welches soll man gehen, wenn man vor lauter Qualität die Qual der Wahl hat? Hätte jemand vor 10-15 Jahren behauptet, man könnte auf Samsø jemals eine ganze Woche mit Restaurantbesuchen verbringen, hätten sich die meisten wohl nur darüber amüsiert. Heute ist es Realität.

Die Rohwaren hat es eigentlich immer schon gegeben. Samsøs sandige Böden, in denen der Spargel gedeiht, das milde Klima, das den Kartoffelanbau begünstigt samt den weiten, offenen Flächen, auf denen Guteschafe und Wild nach Herzenslust drauf loskauen und -knabbern können, bevor sie auf unseren Tellern landen. Nur die Erzählungen zu diesen guten Rohwaren fehlten noch, sowie die richtigen Leute, um sie passend zuzubereiten. Glücklicherweise sieht eine Reihe von jungen Köchen jetzt das Potenzial der Samsøer Rohwaren und es haben sich gleich mehrere talentierte Menschen auf der Insel angesiedelt. Das ha¬ben sie, da der Weg vom Hof zum Tisch so kurz ist, dass man Gelegen¬heit hat mit einer einzigartigen Frische zu arbeiten, die in Großstädten sehr schwer zu finden ist. Der Kochberuf ist größtenteils von der Saisonarbeit zu einer festen Beschäftigungen geworden und das bedeutet, dass die Stabilität gewachsen ist und die gleichen begabten Menschen Jahr für Jahr weiter vielversprechende Konzepte entwickeln können, die man jetzt rund um die Insel entdecken kann.

Die Anzahl der Rohwarenproduzenten ist ebenfalls stark angestiegen. Wer dem nicht glauben mag, kann gerne mal bei „Smagen af Øen“ in Ballen vorbeischauen. Als Inhaber Lars Damgaard Hansen dort 2008 öffnete, hatte er Verträge mit vier samsøer Lieferanten – heute sind es über 30. Es gibt genügend Absatzmärkte für gute Waren und das ist auch ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung. Gleichzeitig steigt das Interesse von außerhalb weiter an. Touristen planen ihre Ferien nach dem jährlichen Rohwarenfestival, wenn Tranebjerg von einem nie gesehenen Verkehrschaos getroffen wird und die Kür von „Samsøs bestem Kartoffel-Sandwich“ auf dem Programm steht. Samsø wurde nun wirklich vom Interesse an hochwertigen Lebensmitteln und guten Restaurants getroffen und das Beste daran ist, dass wir, meiner Meinung nach, jetzt erst den Anfang erleben.

Von Rasmus Palsgård

Journalist og manden bag feinschmeckeren.dk Rasmus Palsgård.

Über Rasmus
Rasmus Palsgård ist Restaurantkritiker und Food- Autor für das Magazin „Gastro“, Food- und Weinautor für eine Reihe andere Magazine und Zeitschriften und hält Vorträge über die gastronomische Szene in Dänemark.

Wussten Sie,…
Die Insel verfügt drei Restaurants im White Guide – ein Führer zu den besten Restaurants der Norden.

Zuletzt geändert: 26/08/2020 11:28