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Der berühmte Glockenturm von Nordby

Um zu erklären, weshalb ein dunkelgelber Glockenturm auf einer Erhöhung von Feldsteinen mitten in Nordby steht, müssen wir von Mårup nach Nordby fahren. Knapp zwei Kilometer vor der Ortsmitte von Nordby kann man auf der linken Seite eine hübsche Mittelalterkirche sehen. Es ist diese Kirche oder besser die Kirchenglocken, die die Geschichte von Samsø’s bekanntestem Wahrzeichen verbergen.

 
Die verschwundenen Dörfer
Als der Grundstein für die Kirche von Nordby Anfang des 13. Jahrhunderts gelegt wurde, waren neben Nordby und Mårup noch zwei weitere Dörfer im Umkreis, nämlich Glistrup und Søby. Diese beiden Dörfer gibt es nicht mehr. Vielleicht fielen sie einem Brand zum Opfer. Vielleicht verödeten sie aufgrund von Epidemien. Oder aber sie wurden ganz einfach verlassen – man weiß es nicht mit Sicherheit. Unter allen Umständen wählte man seinerzeit logischerweise, eine Kirche inmitten dieser vier Dörfern zu errichten.

Die Glocke, die im Kirchturm hängt, wird zu allen kirchlichen Handlungen geläutet. Für die Bewohner von Nordby konnte es mitunter schwierig sein, die Glocke insbesondere bei Ostwind zu hören. Deshalb errichtete man bereits im 17. Jahrhundert ein hölzernes Glockengehäuse auf dem Platz, der auch Galgenplatz genannt wurde. Hier war auch bis 1820 der Pranger, wo die Verbrecher mit Schimpf und Schande zur Schau gestellt waren. Dank des Glockengehäuses konnten die Mitglieder der Pfarrgemeinde nun auch zum Gottesdienst gerufen werden.

Bim, bam, das Tier ist geschlachtet
1857 baute man dann den Turm, der heute noch da steht. Es war Probst Frants V.S. Jacobsen von Nordby, der dafür die Initiative ergriff. Der Probst hatte auch architektonische Fähigkeiten und entwarf selbst die Bauskizze. Die Inspiration dazu bekam er von einem Turm, den er auf einer Reise in Belgien gesehen hatte. Die Baukosten betrugen 253 Reichstaler, 3 Mark und 2 Schillinge und wurden teils von den Bauern und Handwerkern und teils durch Konsul Jacobsen und Graf Danneskiold aufgebracht.

Der Glockenturm ist sowohl festlich als auch farbenprächtig und von mittelalterlicher Architektur gekennzeichnet. Er ist mit rot gemalten Bändern und einem blau gemalten Hauptgesims mit rot gemalten Sparrenköpfen verziert. Im oberen Teil des Turmes befinden sich vier Bogenöffnungen, welche die Sicht auf die Glocke ermöglichen.

Die Glocke läutete zu Sonnenauf- und –untergang, zum Gottesdienst und anderen kirchlichen Handlungen oder auch bei Ausbruch von Brand, was eine große Gefahr für die vielen reetgedeckten Häuser und Höfe bedeutete. In besonderen Fällen konnte man auch das Läuten der Glocken gegen Bezahlung veranlassen, z.B. beim Schlachten von Vieh mit anschließendem Verkauf von Fleisch.

Bis 2011 war der Küster der Nordby Kirche für das Läutender Glocken verantwortlich, seitdem wird diese Aufgabe von einer freiwilligen Glockeninnung, die von den Bürgern von Nordby gegründet wurde, wahrgenommen. Die Innung läutet nicht mehr zu Gottesdiensten, sondern nur noch zu Sonnenauf- und – untergang von Ostern bis zu den Herbstferien sowie samstags und sonntags im restlichen Jahr. In der Weihnachtszeit wird jedoch täglich geläutet.

Zuletzt geändert: 26/08/2020 11:26