Samsø´s Geschichte

Das Samsø der Künstler

Obwohl Samsø nicht zu den berühmten Künstlerkolonien wie z. B. Bornholm und Skagen zählt, hat die Insel im Laufe der Jahre zahlreiche Künstlerinnen und Künstler angezogen, die hier Inspiration für ihr künstlerisches Wirken gefunden haben.

Einige der berühmten dänischen Künstler haben sogar ihre Kindheit auf Samsø verbracht. Carl Frederik Sørensen (1818-1879) wurde in Besser geboren und zählt zu den markantesten Meeresmalern des dänischen Goldenen Zeitalters. Eine spätere Kulturpersönlichkeit, Knud Viktor (1924-2013), wuchs in Pillemark auf und zog später nach Südfrankreich, wo er auf den Gebieten Field Recording und Ökoakustik tonangebend war.

Der Maler des Goldenen Zeitalters
Der Maler Martinus Rørbye (1803-1848) war eine der zentralen Figuren des Goldenen Zeitalters in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der reisefreudige Rørbye besuchte mehrmals Samsø. Sein Schwager war Pastor Fasting in Besser, und während der Besuche wohnte die Familie Rørbye auf dem Pastorenhof von Besser.

In Besser und Umgebung fand Rørbye ebenfalls seine Motive. Von seinem Besuch im Jahr 1847 sind mehrere Bleistiftskizzen, Aquarelle und Ölgemälde bekannt, u. a. von der Erntearbeit und der Samsøer Landschaft. Dies entsprach gänzlich der nationalromantischen Strömung, bei der das Nahe und das Dänische im Mittelpunkt stand.

Hochzeit auf Samsø
Ein weiterer markanter Maler des Goldenen Zeitalters war Jørgen Roed (1808-1888), der sich 1837 mit Emilie Kruse verlobte, deren Bruder, August Kruse, Gutsinspekteur auf Samsø war. Nach einem vierjährigen Studienaufenthalt in Italien kehrte Roed nach Dänemark zurück, und 1842 fand endlich die Hochzeit statt. Die Trauung wurde in der Tranebjerger Kirche vollzogen, während die Hochzeitsfeier auf Ørnslund bei Brattingsborg stattfand.

Obwohl er als Professor an der Kunstakademie stark eingespannt war, besuchte Roed häufig Samsø. Während seiner Aufenthalte fertigte er mehrere Gemälde an, u. a. vom Dolmen „Knøsen” und von der Familie Kruse.

Samsøs erster Tourist
Holger Drachmann (1846-1908) ist vor allem als Dichter bekannt, begann aber seine künstlerische Karriere als Maler. Im Sommer 1879 begab sich Drachmann auf die Hochzeitsreise mit seiner jungen Braut Emmy. Eigentlich sollte es nach Island gehen, aber stattdessen führte die Reise nach Jütland. Als die Aarhus-Fähre auf Samsø angelegt hatte, entschied sich das Paar, dort von Bord zu gehen.

In den Wochen, in denen sich das Paar auf Samsø aufhielt, fertigte Drachmann eine Reihe von Skizzen an, und laut Emmy Drachmanns Erinnerungsbuch „hatte er immer sein Skizzenbuch bei sich“. Auf den Skizzen sind vor allem der Hafen, das Meer und der Strand bei Ballen abgebildet, aber Drachmann besuchte u. a. auch den „Knøsen“.

Drachmann war nicht nur Maler und Dichter, sondern auch Journalist. Er beschrieb der Kopenhagener Leserschaft voller Begeisterung die Vortrefflichkeiten der Insel. Und damit war der Tourismus auf Samsø geboren!

Krocket im Garten des Richters
Sechs Jahre nach Drachmanns Aufenthalt besuchte der junge und noch unbekannte Maler und Bildhauer Jens Ferdinand Willumsen (1863-1958) den Amtsrichter Niels Øllgaard Kampmann in der Richterwohnung in Tranebjerg. Sowohl Kampmann als auch die übrigen Insulaner zweifelten an Willumsens Fähigkeiten als Maler, und der Schriftsteller Henrik Pontoppidan (1857- 1943), der auch im Haus zu Gast war, schrieb später in seinen Memoiren, dass Willumsen „bei der Arbeit nicht sehr fleißig war, sondern es vorzog auf einer Bank im Garten sitzend in die Luft zu starren oder mit den Kindern Krocket zu spielen.“

Trotz des mangelnden Glaubens an Willumsens Fähigkeiten und Fleiß wurde er engagiert, um Kampmanns Kinder zu porträtieren, und er fertigte während seines Aufenthaltes auf der Insel mehrere Gemälde an. Später war er einer der Pioniere hinter dem Durchbruch der modernen dänischen Malerei um 1900 herum.

Skizzen für „Die Inseln der Dänen“
1922 waren der fünische Maler Johannes Larsen (1867-1961) und der Schriftsteller Achton Friis (1871-1939) mit den einleitenden Studien für ihr gemeinsames Werk in drei Bänden, De Danskes Øer (Die Inseln der Dänen) beschäftigt. Larsen fertigte überall auf Samsø zahlreiche Skizzen an, u. a. vom Glockenturm in Nordby, der Bockwindmühle in Brundby und dem „Knøsen“. Die Skizzen dienten als Illustrationen für Friis’ Beschreibungen von Samsø im umfassenden Werk, das 1926-1928 herausgegeben wurde.

Die „Wilden” nehmen Samsø ein
Wenn man im Sommer 1943 in Nordby zu Gast war, standen die Chancen gut, auf einige der markanten, jungen Künstler der Zeit zu treffen. Robert Jacobsen (1912-1993), Asger Jorn (1914-1973), Jørgen Nash (1920-2005), Agnete Therkildsen (1900-1993) und Ejler Bille (1910-2004) hielten sich längere Zeit auf Nordsamsø auf, und es wurde emsig mit Staffeleien und Malzubehör gearbeitet. Der Aufenthalt resultierte u. a. in einer Granitskulptur, die gemeinsam von Jacobsen, Bille und Jorn erschaffen wurde.

Das Geld war in der kleinen Künstlerkolonie knapp, so dass ein Teil der Werke im Zuge eines Tauschgeschäfts gegen Kaufmanns- oder Schlachterware den Besitzer wechselte. Therkildsen berichtete viele Jahre später in der Serie Folk Fortæller (Die Menschen erzählen), wie die Künstler Obst und Beeren in den Hügeln von Nordby „stahlen“.

Die Künstler besuchten auch die Insel Kyholm, von der Therkildsen Folgendes erzählt: „Die Insel war unbewohnt, aber es gab dort mehrere Hundert Schafe […] Wir badeten und sprangen von großen Steinen aus ins Meer. Plötzlich lief eine Horde „Wilder“ in unsere Richtung. Es waren Asger und die anderen Männer. Sie hatten ihre nackten Körper mit Blasentang und Blättern verziert – und sahen hinreißend aus.“

Fünf Jahre später waren drei der fünf Künstler – Jorn, Nash und Bille – Mitglieder der internationalen COBRABewegung, die von großer internationaler Bedeutung für die Entwicklung der Kunst war.

Refugien zum Vertiefen
Samsø zieht auch weiterhin Künstler an, die die Insel als Inspirationsquelle und als Ort zum Abtauchen und Vertiefen nutzen. Unterschiedliche Initiativen wie u. a. der Verein KUNSTØ und das Künstlerkollektiv TERRAFORM initiieren Künstleraufenthalte und Ausstellungen. Außerdem hat die Insel mehrere Rückzugsorte zu bieten, unter anderem am Måruper Hafen, wo der Komponistenverband DJBFA Arbeitsaufenthalte anbietet, im Dansebjerg, wo unzählige Alben aufgenommen worden sind, und in der Galerie „Stakladen“ in Besser, die den Rahmen um Ausstellungen und Songwritertreffen bildet.

Fakta

  • Auf Samsø gibt es viele Galerien mit wechselnden Ausstellungen.
  • In der neueren Zeit haben sich u. a. die Künstler Erik Glambæk, Erik GramHanssen, Ib Buch, Ole Olsen und Karin Birgitte Lund fest auf Samsø aufgehalten.
  • Nicht nur die Maler wurden von der Ruhe und Weite Samsøs angezogen; auch u. a. die Komponisten Pelle Gudmundsen-Holmgreen und Ib Nørholm sowie die Autoren Thorkild Hansen, Thorkild Bjørnvig und Vibeke Grønfeldt haben auf Samsø künstlerisch gewirkt.

Zuletzt geändert: 28/03/2024 12:40