Samsø´s Geschichte

Die hellekiste von Besser

Im Garten des Samsø Museums kann man das rekonstruierte Steingrab sehen; die hellekiste von Besser, ein steinzeitliches Grab, das vor knapp 40 Jahren vor dem Absturz ins Meer bei Besser gerettet wurde. Mit seiner Errichtung beim Samsø Museum in Tranebjerg ist es möglich, diesem archäologischen Denkmal ganz nahe zu kommen. Von Uffe Rasmussen, Archäologe und Museumsinspektor, Moesgaard Museum

Auf einem Hügel nahe dem Strand südöstlich von Besser lag ein Steingrab aus der Endphase der Steinzeit – auch Dolchzeit genannt (2.4001.800 v. Chr.). Es lag mit schöner Aussicht über das Meer nach Osten, aber 1986 hatten die Wellen so stark an dem Hügel genagt, dass das Grab bald auf den Strand gestürzt wäre. Daher wurde eine archäologische Ausgrabung und Rettungsaktion gestartet, in Zusammenarbeit zwischen der Fredningsstyrelsen und dem Samsø Museum.

Am Rand der 10 m hohen Steilküste wurde das Grab untersucht, genau vermessen und vorsichtig Stein für Stein abgetragen, um dann in den Garten des Museums verlegt und dort wieder aufgebaut zu werden, wo es heute als genaue Rekonstruktion mit den originalen Steinen, in derselben Größe und Ausrichtung betrachtet werden kann.

Archäologische Untersuchungen
Das Grab wurde erstmals 1933 archäologisch untersucht, in Verbindung mit einer Restaurierung und anschließendem Eintrag in die Denkmalliste. Leider wurden keine Spuren des Bestatteten oder Grabbeigaben gefunden, da sich herausstellte, dass die Grabkammer einige Jahre zuvor bei einer unerlaubten Ausgrabung geleert worden war. Das Grab selbst war aber recht gut erhalten und wurde, wie erwähnt, für die Nachwelt unter Denkmalschutz gestellt.

Der Denkmalschutz beschützt es gesetzlich vor menschlichen Eingriffen, aber er kann es nicht vor den Kräften der Natur bewahren. Und 50 Jahre nach Inkrafttreten des Denkmalschutzes stand das Grab vor einer entscheidenden Bedrohung, gegen die kein Gesetz es schützen konnte – nämlich den zerstörerischen Kräften des Meeres.

1986 wurde die oben erwähnte Untersuchung und Rettungsaktion durchgeführt. Erneut wurde das Grab ausgehoben und interessante Konstruktionsdetails wurden registriert.

Die Grabstätte ist eine sogenannte hellekiste, die aus großen, flachen Steinen (heller) konstruiert ist. Im Vergleich zu den vielen Hünen- und Ganggräbern auf Samsø, die einer etwa 1000 Jahre älteren Periode der Jungsteinzeit angehören, sind die gräber der Dolchzeit hier auf der Insel recht selten.

Die Seiten des Grabes sind aus acht großen Steinen konstruiert, die alle in ihrer ursprünglichen Position gefunden wurden, während nur einer der zwei oder drei noch größeren Decksteine über dem Kammerraum an seinem Platz lag. Die Untersuchung von 1986 enthüllte außerdem Reste einer Bodenschicht in einer Ecke in Form von flachen Steinfliesen. Der Zugang zum Grab lag wahrscheinlich am östlichen Ende, wo der Giebelstein entfernt werden konnte. Dies wurde dadurch angedeutet, dass der Giebelstein nicht ganz dicht abschloss. Direkt unter diesem Eingangsbereich zeigte sich eine Überraschung, nämlich dass offenbar eine kleine Steintreppe konstruiert wurde, die heute deutlich im Grab zu sehen ist. Die Treppe ist möglicherweise einzigartig hierzulande für diesen Grabtyp.

Obwohl das Grab 1933 archäologisch ausgegraben und zuvor geleert worden war, wurde bei der Untersuchung von 1986 dennoch ein Überbleibsel der ursprünglichen Bestattung gefunden – nämlich die Spitze eines vermutlich großen und prächtigen Feuersteindolchs, der den Verstorbenen im Grab begleitet hatte.

Weitere Gräber tauchen auf
Bei der Ausgrabung 1933 wurde ein Oberschenkelknochen eines erwachsenen Menschen gefunden. Es schien logisch, dass der Knochen vom Bestatteten in dem Grab stammte, aber das ist wahrscheinlich nicht der Fall. Laut dem damaligen Besitzer des Feldes wurde der Knochen einige Jahre zuvor beim Pflügen etwas abseits davon gefunden und dann in das Steingrab geworfen. Er stammte daher wahrscheinlich aus einem ganz anderen Grab. Dieses mögliche andere Grab wurde etwa ein Jahrzehnt später untersucht, und es stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um ein Grab handelte, sondern um einen ganzen kleinen Friedhof – nicht aus der Steinzeit, sondern aus der Wikingerzeit.

Das alte Steingrab der fernen Vorfahren muss ein guter Ausgangspunkt für einige lokale Wikinger gewesen sein, um 3.000 Jahre später einen Friedhof anzulegen.

HELLEKISTE DER DOLCHZEIT IN DÄNEMARK
Eine helle ist ein großer flacher Stein – und eine hellekiste ist somit ein Sarg, der aus großen flachen Steinen konstruiert ist. Diese Steinsärge waren in der Regel mit einem niedrigen Erdhügel und manchmal auch mit einem Steinhaufen bedeckt.

In dem Steinsarg lag der Bestattete in der Regel in ausgestreckter Rückenlage, und die Särge wurden oft für mehrere aufeinanderfolgende Bestattungen verwendet.

Bei neuen Bestattungen konnte der Bestattete auf den vorherigen gelegt werden. In anderen Fällen wurden die Knochen älterer Bestattungen in kleinen Haufen zur Seite geschoben.

Mit sich ins Totenreich nahm der Bestattete oft einen prächtigen Feuersteindolch. Es konnten auch Bogenschießausrüstungen in Form von Bogen, Pfeilen in einem Köcher und einem Armschutz aus Schiefer, Tongefäße, Schmuck und Kleidungsausrüstung wie Nadeln und Knöpfe aus Knochen und Bernstein mitgegeben werden. Die hellekiste von Besser kann heute im Garten des Samsø Museumsgård, Museumsvej 10, Tranebjerg, besichtigt werden.

Zuletzt geändert: 26/08/2025 10:25