Fahrradurlaub, Inspiration für Radurlaub

Auf den Spuren einer dänischen Schultradition

Tut-tuut

Die Fahrradhupe ertönte häufig, was bedeutete, dass auf der Radstrecke nach rechts oder links abgebogen werden sollte. Ingeborg Raahede ist Kursleiterin und Dozentin an der Højskole, einer typisch dänischen Institution im Bereich der Erwachsenenbildung. Sie hatte alles von einer Fahrradglocke bis hin zur Trillerpfeife ausprobiert, um die Teilnehmer, die in dieser Woche am Kurs der Højskole teilnahmen, zu führen. Die große Bandbreite an Kondition der Kursteilnehmer und ihre sehr unterschiedliche Ansprüche an die Geschwindigkeit erforderten ein durchdringenderes Geräusch, um die Gruppe beieinander zu halten.

Es kam vor, dass es Kursteilnehmern Probleme bereitete, links und rechts auseinanderzuhalten und sie deshalb konsequent in die entgegengesetzte Richtung abbogen. Dann ertönte laut: „Das andere Links!” Falls das nicht ausreichte, musste die Kursleiterin auf die Fahrradhupe drücken und gleichzeitig besonders kräftig strampeln um wie ein Schäferhund die Kursteilnehmer wieder in die Herde zu holen. Die Fahrradhupe spielte neben Kaffee, Kuchen und guter Laune eine wichtige Rolle.  

25 fahrradbegeisterte Frauen und Männer hatten am jährlich stattfindenden Sommerkurs der Samsø Højskole mit dem Namen „Auf Samsø mit dem Rad“ teilgenommen. Während einer Woche wurde den Teilnehmern auf zwei Rädern „das Beste von Samsø“ vorgestellt. Der Kurs bestand aus gut durchgeplanten Strecken, in die Wissenswertes sowie Besuche beim Winzer in Vesterløkken und beim Kartoffelbauern Tage Madsen in Nordby eingelegt wurden. Tage Madsen hatte oft zuerst die neuen Kartoffeln. Für die Mutigen war ein Aufstieg nach ganz oben auf Jørgen Tranbjergs Windrad ein voller Erfolg. Der Fahrradkurs war immer ausgebucht und hat viel Bewegung, geselliges Miteinander und neues Wissen mit sich geführt.

Jeden Tag eine neue Strecke

Einige Kursteilnehmer trugen stramme Radrennkleidung, um das Tempo zu optimieren, während andere mehr damit beschäftigt waren, Fragen zu den Blumen am Wegesrand und den Vögeln in der Luft zu stellen. Ingeborg und ihr Assistent Mogens hatten die herausfordernde Aufgabe, für eine gute Gruppendynamik zu sorgen. Zudem versuchten sie, so viele wie möglich mit ihrer Begeisterung für Samsøs Natur, Kultur und Geschichte anzustecken.

Die Kursteilnehmer kamen aus allen Ecken Dänemarks. Am ersten Abend wurden die gemieteten Fahrräder richtig eingestellt, die Reifen wurden aufgepumpt, und die Teilnehmer mit eigenen Fahrrädern verglichen ihre Ausrüstung, bevor es losging. Jeden Tag nach der Morgenversammlung begab sich die Gruppe auf die Tagesstrecke, die immer ca. 35 km betrug. Jedoch nicht mittwochs, denn dann stand eine Busfahrt auf dem Programm, und es wurde vormittags eine kürzere Strecke gefahren. Der Fahrer Jørgen Christian holte alle Højskole-Kursteilnehmer ab, die in der jeweiligen Woche an Kursen wie Golf, Fliegenfischen, Weidenflechten oder Nordic Walking teilnahmen, und machte mit ihnen einen geführten Ausflug. Hierbei wurde den Teilnehmern Anekdoten und Geschichten über alles und alle erzählt, und am Besser Rev wurde Halt gemacht.

Radtour und Kuchen

Die Strecken der Woche waren so geplant, dass die Teilnehmer einen großen Teil der Insel sahen, und an einigen der schönsten Orte auf Samsø wurden Mittags- und Kaffeepausen gemacht. Beispielsweise in Dyret, im Brattingsborg-Wald oder am Meer. Nach einem Tag auf dem Fahrrad kam die Gruppe nachmittags zum Kaffee zusammen, und für die meisten war es ein Highlight, wenn das kücheneigene Auto der Samsøer Højskole Kaffee und frisch gebackenen Kuchen brachte. Am letzten Kurstag war es eine sehr geschätzte Tradition, dass Ingeborg die Teilnehmer zu einem geselligen Abschlusstreffen zu sich nach Hause in Nordby einlud. Auch der legendäre Samsøer Apfelkuchen hatte Tradition. Es kam vor, dass sich die Teilnehmer für den Kurs im darauffolgenden Jahr anmeldeten, um die schönen Radstrecken erneut zu erleben. Die kann man nämlich wunderbar mehrmals befahren.

Die Strecken sind so ausgelegt, dass sie auf fünf Tage verteilt werden können. Und wenn man selbst Kaffee und Kuchen mitnimmt, kann man fast auf eigene Faust den Kurs „Auf Samsø mit dem Rad“ veranstalten. Es ist leider nicht mehr möglich, auf Samsø Kurse an der Højskole zu belegen, da die Højskole, die sich in Koldby befand, leider im Juni 2012 geschlossen wurde. Aber das Erbe der Schule lebt auf der Insel weiter, und hier in Form eines Do-it-yourself-Radkurses. Viel Vergnügen!

Zuletzt geändert: 04/01/2024 15:03